Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Samstagvormittag.
Ich saĂ noch trödelnd am FrĂŒhstĂŒckstisch und dachte schon, dass es wohl ein öder Samstag, nach dem Motto âIch langweile mich tot zu Hausâ werden wĂŒrde. Aber dann kam alles ganz andersâŠ
Um 11.10 Uhr klingelte mein Handy. Ich schaute auf das Display und schluckte, als ich als Anrufer âEricâ las. Das konnte doch nur etwas mit Mathias und Oberhausen zu tun haben! Ich nahm ab und Eric teilte mir mit, dass Mathias auf dem Weg nach Oberhausen seiâŠ
Danke, Eric, fĂŒr die Info! Sofort rief ich meine Freundin Konni an und wir verabredeten uns um 13.30 Uhr am Metronom-TheaterâŠ
Am Abend vorher hatte ich meinem Mann noch gesagt, er solle mir âvorsichtshalberâ mal das Auto da lassen, es könne ja sein, dass Mathias tatsĂ€chlich einspringen mĂŒsse, womit ich jedoch eigentlich nicht rechnete. Das Datum war ja schon seit lĂ€ngerem âgeblocktâ! ;-)
Als ich um kurz vor 13.00 Uhr raus schaute, wo unser Auto geparkt war, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass mein Mann wohl doch mit dem Auto gefahren war. Leicht panisch rief ich ihn an, und bat ihn, mir sofort das Auto zu bringen. Er meinte leicht amĂŒsiert, er sei gleich zu Hause⊠MĂ€nner!
Zum GlĂŒck ist der Weg nicht weit und ich war halbwegs pĂŒnktlich am Theater. Dort traf ich Konni und obendrein auch noch Heike und Ursula, die im Internet gesehen hatten, was los war und ebenfalls die Chance ggf. nutzen wollten.
Zwischenzeitlich hatte Eric mir mitgeteilt, dass Jan Ammann wohl die Mittagsshow spielen wĂŒrde und fĂŒr abends noch nichts klar seiâŠ
Wir âlungertenâ zunĂ€chst an der Stagedoor herum, in der Hoffnung, Mathias mal irgendwo zu erblicken oder ggf. irgendetwas zu erfahren.
Da dies nicht der Fall war, sind wir etwas essen gegangen, zumal es auch noch anfing zu regnen. Vorher fragten wir noch an der Theater-Kasse, aber dort war fĂŒr abends auch noch Jan Ammann auf der Besetzungsliste gefĂŒhrt. Vor dem Ende der Mittagsshow wĂŒrden wir wohl nichts Neues erfahren.
Um kurz vor 18.00 Uhr begaben wir uns wieder Richtung Stagedoor. Um 18.08 Uhr teilte Eric mir mit, dass Mathias die Abend-Show spiele und da kam auch gerade Jan Ammann zur TĂŒr heraus. Nun war es sicher! Also hieĂ es: Theater-Kasse stĂŒrmen! Gute Karten gabâs natĂŒrlich nicht mehr. Wir hatten die Wahl zwischen EinzelplĂ€tzen im Parkett ab Reihe 16, haben uns dann aber lieber fĂŒr Hochparkett rechts fĂŒr 4 PlĂ€tze nebeneinander entschieden. Zusammen genieĂen ist doch schöner, auĂerdem ist Reihe 16 auch nicht nĂ€her zur BĂŒhne.
Da wir noch genĂŒgend Zeit hatten, besorgten wir noch ein Geschenk fĂŒr Mathias und nahmen dann um kurz vor 20.00 Uhr im Theater Platz. Die Show konnte beginnen.
Wir waren reichlich angespannt, wie nervös musste erst Mathias sein⊠Nach 1 Âœ Jahren Krolock-Abstinenz, kaum Proben und völlig neue Kollegen.
Die Show nahm ihren normalen Lauf und wir fieberten schon Mathiasâ erstem Auftritt entgegen.
Das Ende von âDrauĂen ist Freiheitâ nahte und wir starrten gespannt in Richtung TĂŒr, aus der Mathias kommen wĂŒrde. DafĂŒr hatten wir perfekte PlĂ€tze, den gesamten Gang hatten wir gut im Blick.
Mathias war etwas frĂŒh dran, ĂŒberspielte die ĂŒberschĂŒssige Zeit aber sehr gut, indem er zwischendurch lĂ€nger stehen blieb und die Zuschauer mit âNackenkraulenâ o. Ă€. erschreckte.
Er betrat pĂŒnktlich die BĂŒhne und wir warteten schon fast atemlos auf seinen ersten Ton von âGott ist totâ und der war absolut perfekt genau wie der Rest des Songs. Wir waren sprachlos! Mathias hat uns mit seiner kraftvollen Stimme sofort berĂŒhrt und gefesselt. Wir saĂen wie gebannt in unseren Sesseln und tauchten nur allzu gern weiter in die Dunkelheit einâŠ
Wir dachten nur noch, ja genau DAS ist es, was wir so vermisst hatten â GĂ€nsehaut!
Wir lieĂen uns nur allzu gern auf eine âReise auf den FlĂŒgeln der Nachtâ ein. Mathiasâ âEinladung zum Ballâ hĂ€tte wohl kaum eine Frau widerstehen können, sehr verfĂŒhrerisch und mit enormer Power. Dieses âDu weiĂt genau, das wĂ€râ dir nicht genug?â â wĂ€re ich Sarah gewesen, wĂ€re ich wohl in Ohnmacht gefallen!
Bei âRote Stiefelâ (âTu was die Vernunft nicht erlaubt..â) ertönte nicht Mathiasâ Stimme, da haben sie im Theater wohl so schnell nicht das richtige Band zur VerfĂŒgung gehabt... Zum GlĂŒck gingâs dann wieder live weiter.
âVor dem Schlossâ war sehr souverĂ€n von Mathias, die richtige Mischung aus genialer Stimme, erhabener Ausstrahlung und ein bisschen Ăberheblichkeit, Witz und einem wohldosierten Schuss âSarkasmusâ. Er hat sogar die leicht geĂ€nderte Version von Oberhausen gesungen, dieses âIch weiĂ, was du fĂŒhlst und denkst, ich kann dein Sehnen spĂŒrânâ. Sein âBefreiânâ lieĂ erneut Schauer durch unsere Körper laufen.
Völlig benommen verlieĂen wir den Saal zur Pause. Wir konnte gar nicht glauben, welche Leistung Mathias da ablieferte, nach so langer Zeit! Mehr davon! Wir konnten den 2. Akt kaum erwarten.
Aber zunĂ€chst ĂŒberlegten wir, wie wir uns ggf. beim Schlussapplaus bemerkbar machen könnten. NatĂŒrlich hatte keiner an Knicklichter o. Ă€. gedacht. Aber wozu gibtâs den Fanartikel-Stand im Theater? Dort gabâs dann immerhin diese Leuchtkullis, schön in Blutrot. Damit gewappnet begaben wir uns wieder in den Saal, wo wir ungeduldig warteten, ganz in die âTotale Finsternisâ hinab gezogen zu werden.
Mathias machte die Spannung dieses Liedes sehr gut deutlich. Sehr ausdrucksstark und zunĂ€chst unnahbar umwirbt er Sarah (Nele-Lis Vaiksoo), bis sie seinem âWerbenâ nachgibt. Seine Gier wird immer stĂ€rker, aber er schafft es noch im letzten Augenblick, sie zu unterdrĂŒcken. Nele und Mathias harmonierten sehr gut zusammen, was ja nicht selbstverstĂ€ndlich ist, wenn man das erste Mal zusammen spielt. Respekt!
Bei Mathiasâ Interpretation kann man genau nachvollziehen, warum sich Sarah so zum Grafen hingezogen fĂŒhlt⊠Welche Frau wĂŒrde nicht mit ihm âzur Hölle wĂŒrde ich fahrenâ oder âden Verstand verlierânâ?
Nach dieser tollen Darbietung dachten wir zunĂ€chst â jetzt ein bisschen âvorspulenâ, aber das geht natĂŒrlich nicht und die Leistungen der anderen Darsteller sind auch nicht zu verachten. Allerdings hatten wir den Eindruck, dass insgesamt die Berliner Cast harmonischer war.
âHe Ho He, Professorâ, und hier insbesondere die Stelle, an der die Stimme aus verschiedenen Lautsprechern kommt, kam bei uns im Hochparkett akustisch besonders gutâŠ
Richtig schön durchdringend: âAlfredâs Seele gehört lĂ€ngst miiiiirâŠâ und der anschlieĂende Lacher â so richtig gehĂ€ssig!
Hier hatten wir vor dem Lied ĂŒberlegt, ob wir Mathias von unseren PlĂ€tzen aus ĂŒberhaupt sehen können, aber das war zum GlĂŒck kein Problem. ;-)
Und dann fieberten wir auf das Highlight zu, die âUnstillbare Gierâ und auch damit mit âhauteâ Mathias uns fast aus den Sesseln!
âDas Korn war golden und der Himmel klarâ war zwar erst 1830 angesiedelt, so dass wir zunĂ€chst fĂŒrchteten, dass ihn das aus dem Konzept bringen wĂŒrde, aber nein â Mathias brachte âDie unstillbare Gierâ perfekt und so gefĂŒhlvoll auf die BĂŒhne, dass es einem die TrĂ€nen in die Augen trieb⊠Diese Zerrissenheit und Verzweiflung â einfach klasse dargestellt, so voller Kraft und Inbrunst!
Ein besonderes Highlight waren das âheraus gebrĂŒllteâ âIch will FREI und freier werdenâŠâsowie âIch will ein HEILIGER oder ein Verbrecher seinâŠâ und natĂŒrlich die Endphase des Songs.
Man hatte das GefĂŒhl, dass Mathias die Rolle wirklich lebte, nichts wirkte gespielt.
Beim âTanzsaalâ wieder eine tolle Interpretation des erhabenen Grafen, wĂŒrdevoll und elegant. Mathias hat wohl schon zu lange kein âBlut mehr gelecktâ , er zog Sarah unsanft und ziemlich besessen zu sich heran und war so âgierigâ, dass der Biss etwas zu frĂŒh kam, was aber nicht schlimm war.
Ebenso unsanft lieà er sie am Ende zu Boden⊠die Gier war ja nun auch gestillt! ;-)
Das Menuett war recht witzig anzusehen, es gab wohl kleine Abstimmungsprobleme mit Nele bei den Tanzschritten, was aber wohl nur âMehrfachguckernâ aufgefallen sein dĂŒrfte.
Und dann warâs leider schon wieder vorbei⊠Mathiasâ oder vielmehr Graf von Krolockâs letzte Worte: âIm Namen der Hölle, des Feuers und des Blutes, Ihnen nach â Holt Sie zurĂŒĂŒĂŒck!â hallten noch in unseren Köpfen und lieĂen den âTanz der Vampireâ nur noch an uns vorbeiziehen. Diese volle Mathias-âDröhnungâ mussten wir erst einmal verkraften!
Hochachtung vor dieser grandiosen Leistung!
Es gab viel Applaus und Jubel, besonders fĂŒr den Herrn Grafen, die Stimmung war sehr gut. Mathias bekam zum Dank einen BlumenstrauĂ und strahlte total, sichtlich stolz und sicher auch erleichtert, dass alles so gut geklappt hatte.
Als wir aus dem Theater kamen, schĂŒttete es heftig, wie ungĂŒnstig fĂŒr einen Stagedoor-Besuch. Zum GlĂŒck lieĂ es etwas nach als die ersten Darsteller heraus kamen. Leider fuhr bereits ein Taxi fĂŒr Mathias vor, der kurz darauf strahlend heraus kam. Er wurde von allen Seiten gelobt und beglĂŒckwĂŒnscht.
Da einige Fans vor Ort waren lieĂen wir den anderen zunĂ€chst den Vortritt, platzierten uns aber vorsichtshalber mal vor dem Taxi, damit wir zumindest kurz die Chance hatten, mit Mathias zu sprechen. Sichtlich geschmeichelt von dem âLobgesangâ aller, nahm er unser PrĂ€sent entgegen. Auf die Frage, ob es ihm SpaĂ gemacht habe, mal wieder Krolock zu spielen, meinte er, nicht wirklich, er habe Orientierungsprobleme gehabt, er sei seinem A⊠hinterher gerannt (?). VerstĂ€ndlich â neues Theater, neue Kollegen. Aber davon konnte man als Zuschauer wirklich nichts spĂŒren. Und im Nachhinein hat es ihm sicher SpaĂ gemacht, mal wieder eine andere (anspruchsvollere) Rolle zu spielen.
Von uns aus kann es gern eine Wiederholung geben. Wir sind bereit! ;-)
Michaela E. aus Kamp-Lintfort (30.10.2009)