ESSLINGEN: Neujahrskonzert der Jungen Süddeutschen Philharmonie begeistert im Neckar Forum
Das Neujahrskonzert der Jungen Süddeutschen Philharmonie Esslingen hätte einem Wunschkonzert alle Ehre gemacht. Da stand Suppès Ouvertüre "Leichte Kavallerie" neben einem Tschaikowsky-Walzer, eine Prise Wiener Schmäh würzte das Programm und nach der Pause hieß es im Neckar Forum "Greatest Hits der Popmusik". Doch zunächst gab es - nach dem Auftakt mit einer strahlenden Polnaise Antonin Dvoraks - den "Tanz der Komödianten" seines tschechischen Landsmannes Bedrich Smetana auf die Ohren. Dieses Schmankerl aus der Oper "Die verkaufte Braut" wurde rasant, feurig und voller Musizierfreude gespielt.
Dirigent Andreas Kraft hatte sein Orchester bestens präpariert, sorgte für musikalischen Fluss, dynamische Tiefenschärfe und ausbalancierten Orchesterklang. Diese Attribute gaben auch der "Leichten Kavallerie" Kontur. Hier fügten sich die einzelnen Teile zum harmonischen Ganzen, ein schwermütiger Czardas setzte den Ruhepol und in heiter-beschwingtem Galopp eilte man dem Finale zu. Elegant und geschliffen erklang der Walzer aus Tschaikowskys Oper "Eugen Onegin", doch nach so viel Licht gab es auch Schatten. Emil Nicolaus von Rezniceks Ouvertüre zur Oper "Donna Diana" ist ein herrliches Musikstück, das Orchester wurde mit der technisch äußerst anspruchsvollen Partitur jedoch an seine Grenzen geführt. So waren die Akteure froh, als sie nach holperiger Strecke den Schlussakkord erreicht hatten.
Dann wehte ein Hauch des berühmten Wiener Neujahrskonzertes durch das Neckar Forum. Zunächst hörte man eine packende Wiedergabe der Schnellpolka "Eljen a Magyar", und als dann die ersten Töne des Radetzky-Marsches erklangen, gab es kein Halten mehr - das Publikum klatschte kräftig mit.
Ehrenvolle Aufgabe
Eine ehrenvolle Aufgabe erwartet die Junge Süddeutsche Philharmonie im Juli: Beim im Rahmen des Chorfestes Heilbronn mit über 200 Mitwirkenden, Lightdesign und Feuerwerk inszenierten Konzert-Event "Soundtrack Symphony" des Stuttgarter Komponisten Steffen Wick wird sie den Orchesterpart übernehmen. Einen kleinen Vorgeschmack gab es bereits beim Neujahrskonzert. Man hörte drei Sätze aus der "Symphony", eine flächige, dicht gewobene Musik im Breitwandformat, bei der sich die musikalischen Aktionen zu einem Film in Tönen verdichten.
Dann wurde es fetzig: in den sinfonischen Orchesterklang fügte sich eine professionelle Rockband mit Rüdiger Nass (E-Gitarre), Alex Uhl (Bass), Pete Lee (Keybord) und dem Schlagzeuger Eckhard Stromer nahtlos ein. Im farbenprächtigen Arrangement von Orchestermitglied Joachim Hilse erklangen "Winds of Change" der Scorpions und der Pink-Floyd-Hit "The Trial". Hier konnte sich Mathias Edenborn mit seiner ausdrucksstarken und sehr wandlungsfähigen Stimme ebenso profilieren wie in Songs der Pop-Band Queen. "Killer Queen" und "We will rock you" wurden vom Publikum begeistert aufgenommen und als schließlich "We are the Champions" angestimmt wurde, kochte die Begeisterung beinahe über.
Von Rainer Kellmayer