An einem schönen Tag im August landeten Steffi und ich nach einer langen, sonnigen Fahrt am frühen Nachmittag in Amstetten. Nachdem wir die Zeit mehr oder weniger sinnvoll verbracht haben, machten wir uns gen Abend auf, die Eishalle zu besuchen. Die Plätze (1. Reihe Mitte), waren vielleicht 2 Meter von der Bühne entfernt und ihren Preis auf alle Fälle wert.
Gleich zu Beginn führte uns Nazide Aylin als Amneris mit einer kraftvollen Stimme und Gefühl in die Geschichte um Aida und Radames ein. Worauf der erste Auftritt von Mathias als Radames folgte, der den Hauptmann mit dem inneren Konflikt sehr überzeugend spielte und auch mit seiner Stimme bestach. Auch Ava Brennan, die als Aida eine Szene später die Bühne betrat, überzeugte durch ihre starke Stimme (die mich im ersten Moment sehr überraschte, Ava ist doch recht klein und zierlich) und eine ausdrucksstarke Mimik und Gestik, die einen mit ihrem Schicksal regelrecht mitfühlen ließ.
Paul Vaes, der in der Inszenierung den Zoser spielte, nahm man seine durch und durch fiese Art auch bestens ab. Wenn man ihn so über die Bühne gehen sah und von seinen Plänen reden hörte, konnte man sich wirklich gut vorstellen, was er früher schon so getan haben mag, um in diese Position zu gelangen.
Von Walter Reynolds, der den Amonasro spielte, war gesanglich leider nicht viel zu hören, da er nur zusammen mit dem Ensemble gesungen hat. Die Rolle des alten Königs, der seine Pflichten kennt und auch seine Tochter zurechtweisen musste, hat er aber mit dem richtigen Stolz rübergebracht. Wir hätten nur zu gern noch ein wenig mehr Gesang von ihm gehabt.
Pehton Quirante spielte sehr sympathisch den gewitzten Sklaven Mereb, der zwar ein guter Bediensteter, im Herzen aber ein noch besserer Nubier ist. Auch diesem eher kleinen Menschen hätten wir bis zum ersten Lied nicht die Stimme zugetraut, die uns da geboten wurde.
Michael Flöth ließ den alten Pharao wunderbar dahinsiechen. Man konnte ihm nachfühlen, wie gern er seine Tochter“unter der Haube“ wissen wollte, bevor er seinen letzten Weg in die Pyramide beschreitet. Schade, dass man von ihm gesanglich nicht viel gehört hat.
Ein wenig mehr singen durfte Nyassa Alberta als Nehebka, die sich zum Wohle ihres Volkes als Aida ausgab, um als diese zu sterben. Nyassa hat eine sehr schöne Stimme, die sie als Gefangene der Ägypter mit viel Gefühl zum Einsatz brachte.
Auch das Ensemble ist sehr zu loben. Man hatte das Gefühl, auf der Bühne stände ein ganzer New Yorker Gospel-Chor (vor allem bei „The God’s love Nubia“). Als nubische Sklaven konnten sie eindrucksvoll leiden, und wo die Frauen als Amneris’ Zofen auf dem Heimtrainer strampelten und Frauenmagazine lasen, spielten die Männer großartige Soldaten und Beamte. Auch tänzerisch war das Ensemble sehr gut besetzt. Übrigens für mich ein Highlight die „Hunde“ von Amneris, die uns durch den kurzen Abstand zur Bühne ja quasi angesprungen haben.
Das Bühnenbild war sehr schön und liebevoll gearbeitet und passte sehr gut zur Inszenierung.
Was zu Beginn ein wenig irritierte, war die Zweisprachigkeit des Stücks. Aber als Stilmittel sicher eingesetzt, sollte sie schätzungsweise noch mal ganz klar die beiden Nationen Ägypter und Nubier voneinander abgrenzen. Vor diesem Hintergrund fand ich es auch eine tolle Idee, Radames’ Brief an Aida auf Englisch, also Aidas Sprache zu hören.
Ansonsten störte das Englisch nicht wirklich, was man sprachlich nicht so verstand, kam durch Mimik, Gestik, die Darstellung an sich und natürlich die Einbettung in den deutschsprachigen Kontext rüber.
Ich muss zugeben, dass ich von der CD der Essener Inszenierung nur mäßig begeistert war, aber in Amstetten wurde ich gänzlich durch alle Künstler vom Stück überzeugt. Ich finde, dass man im Vergleich zur CD merkt, dass Mathias sich seit Essen weiterentwickelt hat.
Schade, dass Amstetten nur so kurz ging, und der Weg aus Berlin so weit und teuer ist und wir nur Tickets für diesen einen Abend hatten. Aber er hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Sonja (25.08.2008)