Im Wiener Nightfly\'s, einer American Bar in der Dorotheergasse, nahe dem Stephansdom gelegen, ging am 4. und 11. Juni eine Show unter dem Motto \"IKEA on the Rocks\" über die Bühne. Die Schweden-Connection Mathias Edenborn und Andreas Björkman, beide derzeit am Raimund Theater in Romeo & Julia engagiert, war als Hauptact am Start. Gemeinsam mit den Gaststars Marjan Shaki, Carin Filipcic und Zoltan Roman interpretierten die Künstler ein Programm, das von Pop, über Soul und Jazz bis hin zu Disco und Musical ein erstaunlich breites Spektrum abdeckte.
Das Ambiente war clever gewählt. Im Nightfly\'s ist normalerweise alles auf Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin musikberieselungsmäßig ausgelegt, was anderes wird wohl nicht gespielt, viel anderes als Fotos der Showgrößen kommt auf die Wände nicht. Las Vegas Coolness meets Schweden on the Rocks, irgendwie stimmig. Auf der Getränkekarte kann man aus einem Angebot von 250 verschiedenen Cocktails wählen. Sehr geräumig ist das Nightfly\'s nicht, aber die intime Atmosphäre tut der Stimmung durchaus gut.
Andreas Björkman erwies sich als gut gelaunter Moderator, der auf sehr sympathische und persönliche Weise mit Entertainerqualitäten durch das Showprogramm navigierte. An der Gitarre und am Keyboard begleitete er sich selbst und seine KollegInnen, mit \"One or the other\" stellte er auch eine selbst komponierte Ballade vor. Neben seiner Karriere als Musicalsänger ist Björkman als Sänger der Pop/Soul/Jazz-Fusion-Band Bond Experience im Geschäft. Das Highlight der von ihm interpretierten Songs war zweifellos der Ray Charles-Klassiker \"Hallelujah I love you so\". Direkt nach der Pause katapultierte er damit die gute Laune in angenehme Wohlfühlregionen, sehr schön und gekonnt.
Marjan Shaki gab neben Natasha Bedingfields \"Wild horses\" den ABBA-Kultsong \"When all is said and done\" - ein Lied, das Björn Ulvaeus für seine Bandkollegen Benny Andersson und Anni-Frid (Frida) Lyngstad geschrieben hat. Kurz vor den Aufnahmen zum Longplayer \"The Visitors\" hatten die beiden beschlossen, sich scheiden zu lassen. Später sagte Frida über dieses Lied: \"All meine Traurigkeit kam in diesem Song zum Ausdruck.\" ABBA veröffentlichten \"When all is said and done\" als Uptempo-Ballade in ihrem typischen Stil; Marjan Shaki zauberte, nur begleitet von einem Keyboard, eine melancholisch-zärtliche, sanfte Version des Songs ins Nightfly\'s, das Highlight des Abends. Unspektakulär, aber sehr berührend.
Carin Filipcic, derzeit als \"Amme\" in \"Romeo & Julia\" zu sehen, bewies mit \"True colors\" wieder einmal, dass sie das richtige Gespür dafür hat, wann sie einen Song zum Fliegen bringen muss. Mit dem Louis Jordan-Klassiker aus den 40er-Jahren \"Is you is or is you ain\'t my baby\" brachten Edenborn, Björkman, Filipcic und Shaki einen Jazzklassiker zum Mitschnippen.
Zoltan Roman, ebenfalls aus der \"Romeo & Julia\"-Truppe, steppte bei \"Mr. Bojangles\" nicht nur durchs halbe Lokal, sondern auch auf einem Klavier. Als \"John Lennon\" gab er eine gefühlvolle Version von \"Yesterday\". Eine gut durchdachte Einlage, wie überhaupt die ganze \"Inszenierung\" dieser Show so manche \"Solo-Shows\" anderer Musicaldarsteller in den Schatten stellt. Vielleicht nicht, was den Aufwand an Technik, Staging, Licht, Sound und was auch immer betrifft, aber durchaus, was das Konzept, die Songauswahl und die Entertainerqualitäten der Beteiligten betrifft.
Mathias Edenborn hatte seine Highlights mit \"Objects in the rear view mirror\", das er gemeinsam mit Andreas Björkman wuchtig in das Lokal donnerte, und dem schwedischen Song \"Der Himmel ist unschuldig blau\". \"Satellite\", \"No more tears\" und \"Don\'t let the sun go down me\", drei Showkracher allererster Güte, setzten den Schlussakzent einer Show, die man durchaus auch in einer größeren Produktion auf die Bühne stellen könnte. Auf jeden Fall sollte die \"IKEA on the Rocks\"-Formation schon bald wieder eine kleine Konzertserie einplanen.
Die Songlist:
1) Walking in Memphis (Marc Cohn)
2) Can\'t take my eyes off you (Bob Crewe/Bob Gaudio)
3) Your song (Elton John/Bernie Taupin)
4) What\'s goin\' on (Al Cleveland/Renaldo \"Obie\" Benson)
5) When all is said and done (Bjorn Ulvaeus)
6) Baby, it\'s cold outside (Frank Loesser)
7) True colors (Billy Steinberg/Tom Kelly)
8) Mr. Bojangles (Jerry Jeff Walker)
9) Der Himmel ist unschuldig blau
PAUSE
10) Hallelujah I love you so (Ray Charles)
11) Is you is or is you ain\'t my baby (Billy Austin & Louis Jordan)
12) Yesterday (John Lennon/Paul McCartney)
13) Against all odds (Phil Collins)
14) One or the other (Andreas Björkman)
15) I just called to say I love you (Stevie Wonder)
16) Wild horses (Natasha Bedingfield/Andrew Frampton/Steve Wilkins)
17) Objects in the rear view mirror (Jim Steinman)
18) Satellite
19) No more tears (Enough is enough) (Paul Jabara and Bruce Roberts))
20) Don\'t let the sun go down on me (Elton John/Bernie Taupin)
Text und Fotos: Martin Bruny