Hauptmenü

Über Mathias

Pressespiegel

26.02.2005 20:59:13
Seichte, belanglose Lovestory!
Kronen Zeitung, Wien
Raimundtheater: Erstaufführung des Presgurvic-Musicals "Romeo & Julia", Rheda, Richter
Seichte, belanglose Lovestory!
Hat das Musical in Wien noch Zukunft ? Das fragte sich mancher schon in der Pause der österreichischen Erstaufführung von "Romeo & Julia" im Raimundtheater, der ersten Premiere der neuen Intendantin Kathrin Zechner. Einig waren sich zwar alle, dass "Romeo" nach den Raimundtheater-Pleiten von "Wake up!" und "Barbarella" wenigstens keinen Flop bescherte. Aber das Stück? - Eine luxuriös aufgeputzte Belanglosigkeit!

Sympathisches Liebespaar: "Julia" Marjan Shaki, "Romeo" Lukas Perman
Vor allem das junge Publikum jubelte und johlte nach der Premiere in gewohnter Manier. Über die seicht belanglose Art, mit der der Autor und Komponist Gerard Pres- gurvic diese berührendste Liebesgeschichte der Weltliteratur abhandelt, konnte das Bravogeschrei nicht hinwegtäuschen.

Vergessen Sie alle "Ro- meo"-Versionen von Sha- kespeare bis Bernsteins "West Side Story"! Presgurvic schält aus dem Stoff ein Handlungsge-rippe, das er in schlimm- ste Textbanalitäten verpackt. Die poetischste
Michaela Ronzoni besorgte die deutsche Version: hölzerne Reimerei, dürftige Sprach- klischees, ein Sammelsurium von Banalitäten wie aus einem Comic-Hefterl.

Presgurvics Musik (arrangiert von Christian Kolonovits) steht dem Text nicht nach. Bald setzt er auf einförmig hämmernden, dröhnenden Kommerz-Pop, bald auf Schmalz-Balladen und süßliches Sound-Geschummer, dann "web- berts" wieder... Das Fatale an dem Mix ohne Geschmack ist, dass diese "Schlagerparade" keine Ohrwürmer anzubieten hat. Vergeblich bemüht sich da Caspar Richter am Pult
Liebestragödie wird zur biederen Herz-Schmerz-Lovestory. des Orchesters der Vereinigten Bühnen, das Beste daraus zu machen. Eines muss man der Aufführung und Rhedas Regie und Choreografie zugute halten: Sie Die Besetzung ist jung, sympathisch, sehr bemüht: Lukas


Perfekt in Tanz und Nahkampf: Zwei aus dem Montague-Clan
bieten ein Schauvergnügen, das einen mitunter den Banalitätenzirkus und die seichten Szenen vergessen lässt. Duncan Haylers Bühnenbilder beeindrucken: Gewaltige mittelalterliche Türme drehen sich effektvoll, sich schließende Festungsmauern ermöglichen rasche Verwandlungen. Auf Rampen und Treppen herrscht Betriebsamkeit. Rhedas fetzig rasante Tanznummern gefallen. Und Dominique Borgs Kostüme sind exquisit: Phantasie-Haute-Couture vom Feinsten - vom Lichtdesigner Andrew Voller ins richtige Licht gerückt.

Imponierend ist die Leistung des Ensembles, das mit ungeheurem Tempo tanzt, kämpft, Akrobatik zeigt.
Perman ist ein adretter Musterknabe von einem Romeo, Marjan Shaki eine liebe Julia. Sie singen hübsch. Aber die Liebestragödie nimmt man ihnen beim besten Willen nicht ab.

Rundum: Eine verlässliche Besetzung. Ausgezeichnet Matthias Edenborns Benvolio, Rasmus Borkowskis Mercutio, Mark Seiberts aggressiver Tybalt, Carin Filipcics schön singende Amme.


Von Karlheinz Roschitz