Hat das Musical in Wien noch Zukunft ? Das fragte sich mancher schon in der Pause der österreichischen Erstaufführung von "Romeo & Julia" im Raimundtheater, der ersten Premiere der neuen Intendantin Kathrin Zechner. Einig waren sich zwar alle, dass "Romeo" nach den Raimundtheater-Pleiten von "Wake up!" und "Barbarella" wenigstens keinen Flop bescherte. Aber das Stück? - Eine luxuriös aufgeputzte Belanglosigkeit! |
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Sympathisches Liebespaar: "Julia" Marjan Shaki, "Romeo" Lukas Perman |
Vor allem das junge Publikum jubelte und johlte nach der Premiere in gewohnter Manier. Über die seicht belanglose Art, mit der der Autor und Komponist Gerard Pres- gurvic diese berührendste Liebesgeschichte der Weltliteratur abhandelt, konnte das Bravogeschrei nicht hinwegtäuschen.
Vergessen Sie alle "Ro- meo"-Versionen von Sha- kespeare bis Bernsteins "West Side Story"! Presgurvic schält aus dem Stoff ein Handlungsge-rippe, das er in schlimm- ste Textbanalitäten verpackt. Die poetischste |
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Michaela Ronzoni besorgte die deutsche Version: hölzerne Reimerei, dürftige Sprach- klischees, ein Sammelsurium von Banalitäten wie aus einem Comic-Hefterl.
Presgurvics Musik (arrangiert von Christian Kolonovits) steht dem Text nicht nach. Bald setzt er auf einförmig hämmernden, dröhnenden Kommerz-Pop, bald auf Schmalz-Balladen und süßliches Sound-Geschummer, dann "web- berts" wieder... Das Fatale an dem Mix ohne Geschmack ist, dass diese "Schlagerparade" keine Ohrwürmer anzubieten hat. Vergeblich bemüht sich da Caspar Richter am Pult |
Liebestragödie wird zur biederen Herz-Schmerz-Lovestory. |
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des Orchesters der Vereinigten Bühnen, das Beste daraus zu machen. |
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Eines muss man der Aufführung und Rhedas Regie und Choreografie zugute halten: Sie |
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Die Besetzung ist jung, sympathisch, sehr bemüht: Lukas |
Perfekt in Tanz und Nahkampf: Zwei aus dem Montague-Clan |
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bieten ein Schauvergnügen, das einen mitunter den Banalitätenzirkus und die seichten Szenen vergessen lässt. Duncan Haylers Bühnenbilder beeindrucken: Gewaltige mittelalterliche Türme drehen sich effektvoll, sich schließende Festungsmauern ermöglichen rasche Verwandlungen. Auf Rampen und Treppen herrscht Betriebsamkeit. Rhedas fetzig rasante Tanznummern gefallen. Und Dominique Borgs Kostüme sind exquisit: Phantasie-Haute-Couture vom Feinsten - vom Lichtdesigner Andrew Voller ins richtige Licht gerückt.
Imponierend ist die Leistung des Ensembles, das mit ungeheurem Tempo tanzt, kämpft, Akrobatik zeigt. |
| Perman ist ein adretter Musterknabe von einem Romeo, Marjan Shaki eine liebe Julia. Sie singen hübsch. Aber die Liebestragödie nimmt man ihnen beim besten Willen nicht ab.
Rundum: Eine verlässliche Besetzung. Ausgezeichnet Matthias Edenborns Benvolio, Rasmus Borkowskis Mercutio, Mark Seiberts aggressiver Tybalt, Carin Filipcics schön singende Amme.
Von Karlheinz Roschitz |