Mathias Edenborn spielt den Radames im Musical "Aida"
Was er macht, macht er gern und ohne zu
zögern. Mathias Edenborn ist mit Leidenschaft
bei der Sache. Für die männliche Hauptrolle im
Musical "Aida", Kommandant Radames, verlor der
Schwede neun Kilo, trainiert sich im
Fitness-Studio Muskeln an und lernt beharrlich
Deutsch.
Auf dem Tisch vor seinem Garderobenspiegel
liegt ein dickes deutsch-schwedisches
Wörterbuch. "Das schwerste ist die Melodie der
Sprache", sagt Mathias Edenborn. Auch die
Vorstellungskraft setzt bei den fremden Worten
nicht sofort ein. "Es ist langwieriger",
erklärt er. "Aber immerhin sitze ich hier und
gebe ein Interview in Deutsch."
Er sei in Kiruna, Lappland, geboren und in
Stockholm aufgewachsen. Er habe schon als Kind
gesungen. Meist mit Schwester Madeleine zum
Pianospiel von Mutter Maud. Jedoch entdeckt
hat er den Gesang für sich erst später: "Ich
wusste in meinem Herzen, was ich wollte, in
meinem Kopf nicht."
Zunächst war Fußball sein Leben. "Als Junge
liebt man das Spiel. Und mein Vater wollte so
gerne, dass ich Profi werde", erzählt Mathias
Edenborn. Für sechs Monate ging der Wunsch in
Erfüllung. Er spielte bei AIK Stockholm, bis
ihm sein Trainer klipp und klar vorhielt, dass
ihm die notwendige Leidenschaft fehle. "Eine
Woche war ich traurig und wütend, einen Monat
später war es vergessen." Er hatte, seinem
Herzen folgend, ein Gesangsstudium begonnen.
Bereits nach fünf Monaten Ausbildung bekam er
den Tony in "West Side Story" angeboten. "Wenn
man eine Passion hat, geht alles schnell und
leicht", weiß der 28-Jährige. Es folgten unter
anderem die Rolle des Chris in "Miss Saigon"
und mit Graf Krolock in "Tanz der Vampire" der
Sprung ins deutsche Musicalgeschäft. Seit
Februar letzten Jahres hat er Schweden nicht
mehr gesehen. Seine Wohnung steht noch so da,
wie er sie verlassen hat. "Ich vermisse meine
Heimat, meine Freunde, meine Familie. Aber für
einen Besuch habe ich zu viel zu tun", sagt
Mathias Edenborn.
Der Radames in "Aida" sei eine große Rolle in
einer großen Produktion. Und obwohl er den
"Druck des großen Geldes" verspürt, schwärmt
er von den Kostümen, die sexy, farbenfroh und
elegant seien, von der Musik, die klasse sei,
und einer facettenreichen Figur. "Er ist ein
Krieger, der sich durch die Liebe verändert.
Ich kann beide Seiten spielen, die starke und
die zärtliche." Ein Stück weit findet sich der
Darsteller in Radames wieder. "Als
Fußballspieler war ich ein Kämpfer, jetzt kann
ich durch die Musik Gefühle zeigen", fügt er an.
Welche Wünsche sind da noch offen? "Ich will
gesund bleiben, hier drin", meint Mathias
Edenborn und klopft sich auf die Brust, "und
körperlich. Dann stimmt es für mich." Nur
unter hartnäckigen Fragen gibt er noch zu,
dass er gern in "Les Misérables" - seinem
Lieblingsmusical seit er 15 ist - den Jean
Valjean spielen würde. Doch momentan existiert
für ihn einzig "Aida".
Selbst wenn er mit der Sprache hadert, über
die sehr viel längeren Dialoge der Adaption
von Michael Kunze stöhnt, weiß er "Aida" zu
schätzen. Vor allem mag der sanft blickende
Radames die Idee, dass nicht der Tod die
Geschichte dieser Liebenden beendet. Mit
weichem Akzent in der Stimme spricht er ohne
zu zögern seinen Text: "Hab' keine Angst Aida.
Auch wenn es viele hundert Leben dauert - wir
werden uns wieder finden."
Dagmar Schwalm