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Über Mathias

Pressespiegel

04.09.2003 22:00:00
Die Proben zu "Aida" laufen auf Hochtouren
Das Musical (Radio Ruhr)
www.das-musical.de, die begleitende Webseite zur Sendung von Radio Ruhr
Written in the stars: Die verbotene Liebe zwischen der nubischen Prinzessin und dem äyptischen Feldherrn endet tragisch. Die von Radames verschmähte Pharaonentochter rächt sich auf grausame Weise an dem Paar. Foto: Jürgen Heimann
Die Altendorfer Strasse in Essen versinkt im ägyptischen Wüstensand:
Die Proben zu “Aida” laufen auf Hochtouren
Romeo und Julia vom Nil gehen an der Ruhr für ihre Liebe in den Tod
Noch wieseln die Darsteller im profanen Freizeitdress, ganz leger in bequemen Jeans oder Leggins, Turnschuhen, Muskel- oder T-Shirts durch den “Spiegelsaal” des Essener Colosseums. Derweil rattern in der Kostümabteilung die Nähmaschinen um die Wette. 340 maßgeschneiderte Monturen und 350 Paar Schuhe müssen termingerecht fertig sein.
Bis dahin tun es auch die privaten Trainingsklamotten. Und die sind schnell durchgeschwitzt. Die Luft auf der Probenbühne ist trotz der weit geöffneten Fenster stickig. 41 durchtrainierte Körper bewegen sich, einem unsichtbaren Muster gehorchend, in anmutigem Synchronismus zu den Klängen eines einsamen Keyboards. Tag für Tag acht Stunden lang, sechsmal in der Woche.
Der “Mann am Klavier” heißt nicht Elton John, aber die entschlackten und der Zweckmäßigkeit des Augenblicks auf das instrumental unbedingt Notwendige reduzierten Melodien entstammen, Verwechslung unmöglich, der Feder des kleinen, brillenverrückten Sir. Sie sind unverkennbar.
Die Ruhrstadt bereitet sich, nachdem die Kaiserin abgedankt hat, auf den Empfang einer nubischen Prinzessin vor. Hinter den dicken Mauern der früheren Krupp’schen Fabrikhalle erreichen die Proben zu “AIDA” in diesen Tagen eine neues Stadium an Intensität. Die Nervosität steigt. Nur noch ein Monat bleibt, bis sinnbildlich gesehen, die Altendorfer Strasse, wo sich die Pharaonen schon zu “Josephs” Zeiten heimisch gefühlt haben, im ägyptischen Wüstensand versinkt. Am 5. Oktober steht die mit Spannung erwartete Deutschland-Premiere des Broadway-Hit-Musicals ins Haus, und selbiges gleicht immer noch einer Großbaustelle.
Die Produktion verschlingt über 10 Millionen Euro
Der imposante Theater-Palast wird mit erheblichem Kostenaufwand hergerichtet, aus- und umgebaut .
Dance of the Robe: Auf der Probenbühne des Colosseums laufen die Proben für “Aida” auf Hochtouren. Die Nervosität steigt. Noch einen Monat bis zur Premiere. Täglich acht Stundenlang, sechsmal in der Woche, feilen die Künstler an den einzelnen Szenen. Foto: Jürgen Heimann
An allen Ecken und Enden, sicht- und unsichtbar, vor und hinter den Kulissen wird gewerkelt und geschraubt, geklebt, vermessen, verlegt, gestrichen, angepasst und abgestimmt. Das gilt natürlich auch für das gewaltige Bühnenbild und das preisgekröntem Lichtdesign.
Starke Männer, starke Frauen: Mathias Edenborn (oben links) spielt den “Radames”, Kristian Vetter (unten links) ist sein Bühnen-Papi “Zoser”. Eine “Aida” wie aus dem Bilderbuch gibt Florence Kasumba ab (oben rechts), während Maricel (unten rechts) ihre rachsüchtige Rivalin “Amneris” verkörpert. Fotos: Jürgen Heimann
Für die Inszenierung werden insgesamt 48 Szenenbilder erstellt. Über 800 Scheinwerfer, 78 Movinglights und 215 Farbwedler werden das Ganze ins rechte, effektvolle Licht setzen. “Der Zeitplan ist eng, aber wir kriegen das hin”, gibt sich eine Sprecherin der Stage Holding überzeugt. Alles zusammen genommen über zehn Millionen Euro lässt sich der Konzern die Produktion kosten.
Etwas Besseres hätte der Region nicht passieren können”, befand Michael Kunze bereits beim offiziellen Probenstart am 11. August. Er sprach damals von einem “würdigen Nachfolger für Elisabeth”. Von Deutschlands Musical-Librettisten Nr.1 stammt auch die Übersetzung der Texte aus dem englischen Original. Sie ist stellenweise sehr frei ausgefallen, aber, wie von ihm nicht anders zu erwarten, zündend, prickelnd und originell. Damit hat der Mann nach “Mamma Mia” erneut ein Kabinettstückchen abgeliefert. Wie “AIDA” in Deutsch klingt, davon gab es Mitte dieser Woche im Rahmen einer öffentlichen Medienprobe schon einmal einen kleinen Vorgeschmack.
Hohe Erwartungen - Schon über 60.000 Tickets verkauft
Die Erwartungen an das preisgekrönte “Elisabeth”-Nachfolgestück (vier Tony Awards, ein Grammy) sind immens, der Druck, der auf den Beteiligten lastet, ist entsprechend.
Mehr als 60 000 Eintrittskarten sind bereits im Vorfeld verkauft worden. Und die Telefone im Ticket-Center schrillen täglich lauter. 1,8 Millionen Besucher haben diese “schönste Liebes - geschichte der Menschheit” , die mit dem Musical “AIDA” in einer modernen, zeitgemäßen Variante daherkommt, seit der im März 2000 erfolgten Uraufführung in New York schon gesehen und sich davon mitreißen, begeistern und (zu Tränen) rühren lassen. Zunächst (und immer noch) am Broadway und später im Fortis Circustheater im niederländischen Scheveningen.
Knochenarbeit auf der Probenbühne
Die handverlesene und weltweit aus 2 000 Bewerbern rekrutierte Cast, zu der so bekannte Künstler wie Maricel (Amneris), Kristian Vetter (Zoser), Mathias Edenborn (Radames) und Patrick Stanke (alternierend) zählen, leistet auf der Probenbühne Knochenarbeit. Vor den Erfolg haben die Götter ja nicht von ungefähr den Schweiß gesetzt. Immer und immer wieder wird an einzelnen Szenen-Segmenten gefeilt. Bis zum Abwinken müssen bestimmte Bewegungsabläufe wiederholt werden, ehe Regisseur Keith Batten und Choreografin Tracey Corea zufrieden sind.
Die Metamorphose der Maricel: Erst Lucy, dann Constanze, jetzt Amneris. Noch proben alle Künstler in legeren Freizeitklamotten. In der Kostümabteilung werden derweil 340 Monturen für sie hergestellt. Foto: Jürgen Heimann
Florence Kasumba - eine “Aida” wie aus dem Bilderbuch
Die anspruchsvollen Solo-, Duett- und Ensemblepassagen erfordern ein Höchstmaß an Konzentration, doch die Begeisterung und Identifikation der beteiligten Künstler ist greif- und spürbar. Und das gilt ausnahmslos für die gesamte Crew. Alle sind stolz, dabei zu sein. Allen voran die mit der Titelrolle betraute Florence Kasumba. Eine “Aida” wie aus dem Bilderbuch. Für die gebürtige Uganderin wird es ein Heimspiel.
Sie ist schließlich in Essen aufgewachsen. Die 26-Jährige stand zuletzt bei einem anderen Kassenschlager der Stage Holding auf der Bühne: als Lisa bei “Mamma Mia” in Hamburg. Mit dem Titelpart übernimmt sie die Rolle ihres Lebens – und das ist eine gewaltige Herausforderung.
Bild rechts: Wasser ist knapp in der ägyptischen Wüste - und im Probensaal des Colosseum offenbar auch. Maricel (Mitte) ringt mit “Mereb” Joel Karie um einen Schluck aus der Pulle. Rechts “Pharao” Lutz Ulrich Föth. Die Könige vom Nil fühlen sich in der Altendorfer Strasse schon seit “Josephs” Zeiten zu Hause. Foto: Jürgen Heimann
Another Pyramid: “Zoser” alias Kristian Vetter (vorne links) und seine Kumpane proben den “Pyramiden-Tango”. Foto: Jürgen Heimann
Die Ur-Geschichte des Theaters
Dem Stück liegt die “Ur-Geschichte des Theaters” schlechthin zu Grunde. Das Romeo und Julia-Motiv hatte Giuseppe Verdi, eine uralte Legende aufgreifend, schon 1871 in seiner Aida-Oper verwurstelt und dabei die beiden zum Tode verdammten unglücklichen Liebenden an den Nil verpflanzt. Doch hat das mit unzähligen Ohrwürmern gespickte Werk von Elton John und Tim Rice, die die Story auch viel direkter, klarer und unmittelbarer rüber bringen, mit dem klassischen namensverwandten Vorläufer wenig gemein.
Die beiden brachten ein modernes, peppiges, mit packenden Rock-, Pop-, Soul- und Gospel-Ingredienzien angereichertes und gewürztes Gesamtkunstwerk zur Welt, mit den Stil- und Ausdrucksmitteln des 21. Jahrhunderts erschaffen und inszeniert – weit in die Vergangenheit zurückreichend und doch zeitlos aktuell.


Text und Bilder: JÜRGEN HEIMANN

Bearbeitung und Layout:
Das Musical
(www.das-musical-de)
Alle Mann an Bord: Das Aida-Ensemble rekrutiert sich aus 41 Darstellern aus vielen Ländern der Erde. Sie wurden aus 2.000 Bewerbern herausgesucht. Alle sind stolz, mit dabei zu sein, wenn das Broadway-Hit-Musical von Elton John und Tim Rice am 5. Oktober in Essen Deutschland-Premiere feiert. Foto: Jürgen Heimann